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Runder Tisch „Biber-Management“ gestartet

Im 19. Jahrhundert galt der Biber in der niedersächsischen Mittelelbe aufgrund intensiver Verfolgung als ausgestorben, seit den 1990er Jahren haben sich die Tiere in der Elbtalaue im Bereich des heutigen Biosphärenreservates auf natürliche Weise wieder angesiedelt. Inzwischen ist der fleißige Nager im Biosphärenreservat fest etabliert und insbesondere an der Elbe flächendeckend vertreten. An den Nebengewässern jenseits der Deiche, wo er seit etwa zehn Jahren siedelt, kann dies jedoch auch Probleme mit sich bringen. Die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg haben darum kürzlich gemeinsam mit der Biosphärenreservatsverwaltung zu einem „Runden Tisch Bibermanagement“ eingeladen.

Foto: Harald Karl / BiosphärenreservatsverwaltungWährend der Biber als „Landschaftsgestalter“ im Elbvorland in der Regel keine Probleme verursacht, können insbesondere seine Dammbautätigkeiten an den Nebenflüssen Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft, die Landwirtschaft, den Hochwasserschutz und mitunter auch auf den Siedlungsraum haben. So ist es stellenweise bereits zu kleinflächigen Überflutungen landwirtschaftlich genutzter Flächen und zum Anstieg des Grundwassers in besiedelten Bereichen gekommen. In Einzelfällen werden auch Auswirkungen auf den Hochwasserschutz (z.B. infolge mangelnder Entwässerung des Deichkörpers) oder auf die Entwässerung von Siedlungsflächen bei Starkniederschlägen befürchtet.

„Der Biber ist jedoch eine europarechtlich streng geschützte Art“, erklärt Dorothee Rößler von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüchow-Dannenberg. „Für Eingriffe in seine Bauten und Habitate bestehen hohe rechtliche Hürden.“ Zeitlich aufwendige Genehmigungsverfahren sowie eine oftmals erschwerte Bewirtschaftung der betroffenen Gewässer führten in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg, bei Verbänden, Kommunen und BürgerInnen zum Teil zu Sorgen, Aufwand und Unverständnis, so Rößler. 

„Ziel des Runden Tisches ist es, in einem gemeinsamen Diskussionsprozess ein Bibermanagement auf den Weg zu bringen, das es ermöglicht, entstehende Konflikte möglichst zeitnah und effektiv sowie im Einklang mit den nationalen und internationalen Natur- und Artenschutzbestimmungen zu lösen“, sagt Landrätin Dagmar Schulz. Dabei solle auch auf Erfahrungen anderer Bundesländer zurückgegriffen werden. “In Brandenburg gilt der Biber teilweise schon als ‚Freund der Landwirtschaft‘, da seine Bauten im Dürremanagement zu wertvoller Wasserrückhaltung führen“, so Schulz.

„Es ist gut, dass wir alle gemeinsam am Runden Tisch zusammengekommen sind“, sagt Landrat Jens Böther aus dem Landkreis Lüneburg. „Bestehende Zielkonflikte zwischen Natur- und Artenschutz, Landwirtschaft und Hochwasserschutz gilt es zu lösen.“ Das bekomme man nur unter Einbeziehung aller Beteiligten hin.

Am Runden Tisch saßen VertreterInnen von Unterhaltungsverbänden, des Bauernverbandes Nordostniedersachsen, der Naturschutzverbände, der Naturschutz- und Wasserbehörden, der Forstämter, ein Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums sowie die Landrätin Dagmar Schulz und der Lüneburger Landrat Jens Böther

Damit größere Probleme mit Biberbauten gar nicht erst entstehen, sprachen sich insbesondere die VertreterInnen der Landwirtschaft, der Unterhaltungsverbände und der Kommunen nachdrücklich für ein vorsorgendes Handeln aus. Da sich Problemlagen beispielsweise bei Starkregenereignissen sehr rasch aufbauen können, müsse auch an Feiertagen und in Urlaubszeiten ein schnelles Reagieren gewährleistet sein.

Das niedersächsische Umweltministerium kündigte an, landesweit ein Konzept für ein Bibermanagement zu erarbeiten. Die in der Elbtalaue gewonnenen Erfahrungen seien hierfür sehr wichtig. Ziel sei es, dem Biber dort Raum zu geben, wo es für den Artenschutz möglich ist, und an den kritischen Stellen durch Vorsorgemaßnahmen Ansiedlungen zu vermeiden.

Anfang nächsten Jahres soll über das Förderprogramm LEADER mit den Beteiligten und mit Unterstützung eines Fachbüros ein praxisbezogener Bibermanagementplan für die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg erarbeitet werden. Wie mit „Problembibern“ umgegangen werden soll, wollen die direkt betroffenen Institutionen während der Wintermonate kurzfristig miteinander abstimmen.

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