Einblicke aus dem Alltag der Kindertagespflege erzählen „Tagesmütter“ und „Tagesväter“ im Porträt.
In regelmäßigen Abständen qualifiziert das Familien-Service-Büro in Zusammenarbeit mit einem anerkannten Bildungsträger Interessierte als Kindertagespflegeperson (Tagesmutter/Tagesvater). Der Lehrgang erstreckt sich über einen Zeitraum von 3-4 Monaten und wird mit der Ausstellung eines Zertifikates des Bundesverbandes Kindertagespflege abgeschlossen. Dieses Zertifikat berechtigt das Jugendamt zur Erteilung einer Erlaubnis zur Kindertagespflege nach §43 SGB VIII.
Wenn Sie gerne Kinder in den ersten Lebensabschnitten begleiten, bilden, betreuen und fördern möchten, eröffnet Ihnen die Teilnahme an dem Qualifizierungskurs eine neue berufliche Perspektive.
Allgemeines Kindertagespflege
- Betreuung von bis zu 5 Kindern
- Betreuung von Kindern zwischen 0 und 14 Jahren
- Betreuung in den eigenen Wänden, in angemieteten Räumen, bei den Eltern zu Hause oder im Zusammenschluss mit weiteren Kindertagespflegepersonen oder Institutionen
- Ein gleichrangiges Angebot zur Betreuung in einer Kindertagesstätte bei Kindern U3
- Selbstständig oder angestellt mit staatlicher Förderung
Voraussetzungen für die Teilnahme am Qualifizierungskurs
- Interesse an der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern
- Min. Hauptschulabschluss
- Gute, fließende Deutschkenntnisse
- Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit
- Die Bereitschaft zur Umsetzung der rechtlich geforderten Maßstäbe des NKiTaG und des SGB VIII
- Eigene persönliche Stabilität
- Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität, Organisationskompetenz, Reflexionsbereitschaft
Kursumfang
160 UE + 80 h Praktikum (in einer Kindertagespflegestelle und in einer Kinderkrippe) + ca. 100 UE als Selbstlerneinheiten
Infos zur Kursanmeldung
Melden Sie sich gerne telefonisch bei Jessica Radzinowski im Familien-Service-Büro unter der 05841/120-350 an. Dort erhalten Sie weitere Informationen über den kommenden Kursbeginn.
Tagespflege „Wunderbar“; Lena Pietsch
Lena, Du stehst hier in den frisch renovierten Räumen. Das Werkzeug ist noch zu sehen, der Boden frisch abgeschliffen. Warum hast Du Dich für den Einstieg in die Kindertagespflege entschieden?
Eine berufliche Neuorientierung kündigte sich 2022 mit der Geburt unseres vierten Kindes und der anschließenden zweijährigen Elternzeit an. Als Psychologin und Familientherapeutin arbeitete ich bis dahin stets mit Kindern aller Altersstufen, wobei es mir gleichwohl häufig fehlte, unmittelbar, anlassungebunden und alltäglich Zeit mit ihnen zu verbringen. An den ersten Lebensjahren von Kindern teilhaben zu können, in denen sie sich so unfassbar rasant entwickeln, immer wieder wandeln und ihre Persönlichkeit entfalten, bereitet mir große Freude. Durch die Tätigkeit als Kindertagespflegeperson ist es mir möglich, hier weitere wundervolle Lebenswege zu begleiten, und gleichzeitig ausreichend für meinen Jüngsten und auch seine Geschwister da zu sein.
Du befindest Dich gerade im Aufbau Deiner Kindertagespflegestelle. Was ist an diesem Schritt so besonders und was motiviert Dich?
Den Schritt von einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit empfinde ich als durchaus groß und ich freue mich darauf, meinen Arbeitsalltag umfassend selbst zu gestalten. Vor diesem Hintergrund fiel mir die Erstellung meiner Konzeption relativ leicht, konnte ich doch eine Vielzahl persönlicher Werte, mein Bild vom Kind und von frühkindlicher Bildung sowie Ideen zu einer kindgerechten Tagesgestaltung einfließen lassen. Es motiviert mich sehr, dass diese Aspekte ab August meinen Kontakt mit den Familien tragen.
Eine Besonderheit im Bereich der Kindertagespflege ist sicherlich, dass ich separate Räumlichkeiten statt meiner eigenen Wohnräume nutzen werde. Die Renovierungs- und Gestaltungsphase der letzten Monate habe ich als einerseits stressig und aufwändig, andererseits motivierend und freudvoll empfunden.
Mein Anliegen ist, dass sich die Kinder der „WunderBAR“ als individuelle Wunder, die sie sind, angenommen fühlen. Darüber hinaus ist es mein Wunsch, dass alle Beteiligten, einschließlich mir selbst, im Betreuungsverlauf immer wieder genau das finden, was ihnen gerade guttut.
Welche Gedanken hast Du, wenn Du zwei Jahre in die Zukunft blickst?
Es ist eher typisch für mich, etwas impulsiv in Neues zu starten, sodass ich sehr gespannt bin auf die „Auswertung“ nach ein bis zwei Jahren. Überwiegen Freude und entspannte Tage? Welche Routinen haben die Kinder und ich gemeinsam entwickelt? Gelingt mir eine entspannte Elternarbeit?
Ich bin zu 95 % optimistisch und freue mich auf den Moment, in dem sich die erste Aufregung legt und sich ein Alltagsgefühl und selbstverständliches Tun einstellen.Da es keinerlei finanzielle Unterstützung für den Aufbau einer Kindertagespflegestelle gibt, hoffe ich, dass es sich in zwei Jahren auch in Bezug auf ein ausreichend hohes monatliches Einkommen als guter und richtiger Schritt erweisen wird.
Wie hast Du den Quereinstieg über die Qualifizierung empfunden?
Die Qualifizierung vermittelt in relativ kurzer Zeit viel Wissen und erfordert dabei sowohl die Anwesenheit im Kurs als auch umfangreiche Lerneinheiten zuhause. Darüber hinaus sind 80 Praktikumsstunden abzuleisten. Für unsere familiäre Planung war dies durchaus herausfordernd, vor allem da wir für unseren Jüngsten in diesem Zeitraum keine Fremdbetreuung genutzt haben. Inhaltlich fiel mir aufgrund meiner Vorbildung vieles leicht, gleichwohl habe ich immer wieder Anregungen finden oder vielleicht auch andere an meinem Wissen teilhaben lassen können.
Die Verantwortlichen sind gut vorbereitet, motiviert und strukturiert. Ich habe erlebt, dass für jede Frage ein offenes Ohr zu finden war und gleichzeitig deutlich an die Eigenverantwortung appelliert wurde. Letztlich hat jede Person es selbst in der Hand, wie sehr sie von der Qualifizierung profitiert.
Vielen Dank, Lena Pietsch.
Kindertagespflege Woltersdorf, Carina Veith-Doden
Carina, stell Dich bitte einmal vor.
Mein Name ist Carina Veith-Doden, ich wohne in Woltersdorf und betreibe seit dem 01.04.2010 meine Kindertagespflege in unserem Einfamilienhaus.
Rückblickend bereue ich keinen Tag, diesen Schritt zur Kindertagespflegeperson gegangen zu sein. Dieser Beruf vereint Familie, selbstständiges Arbeiten sowie freie Zeiteinteilung. Diese drei Gründe haben mich im September 2009 dazu bewegt, nach einer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel an der Qualifikation zur staatlich zertifizierten Kindertagespflegeperson teilzunehmen.
Wie war die Qualifizierung für Dich?
Die Ausbildung zur staatlich zertifiziertenKindertagespflegeperson hat mir sehr viel Spaß gemacht. Besonders gefallen hat mir, dass ich als Kindertagespflegeperson andere Kinder dabei unterstütze und Sicherheit gebe, die Welt zu erforschen. Auch nach 14 Jahren macht mir meine Arbeit mit kleinen Kindern sehr viel Spaß und ich bin täglich begeistert und auch stolz darauf, dass ich einen Teil dazu beitragen kann, den „kleinen Wesen“ zu helfen, die Welt zu erforschen.
Ich kann diesen Beruf mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Und wenn Interesse besteht, kann ich gerne Auskunft geben.
Ein schönes Angebot, danke dafür.
Tagespflege „Flitzpiepen“, Sebastian Marx
Was begeistert dich täglich an deiner Tätigkeit? Warum hast du dich für die Kindertagespflege entschieden?
Als Tagesvater zu arbeiten, erfüllt mich täglich mit freudigen Momenten.
Jeder Tag in der Kindertagespflege bringt neue Herausforderungen und spannende Momente mit sich. Die kreative Gestaltung von Aktivitäten, Spielen und Projekten ist für mich inspirierend und bereichernd. Als Tagesvater habe ich die einzigartige Gelegenheit, die Entwicklung der Kinder in ihren prägenden Jahren zu begleiten und zu formen. Ich kann sie ermutigen, fördern, trösten und liebevoll unterstützen, was mir ein gutes Gefühl gibt, das Gefühl, die Kinder in ihrem Leben etwas gestärkt zu haben.
Es ist einfach wunderbar zu sehen, wie die Kinder jeden Tag, mit ihrer Neugier, ihrer Energie und ihrem Lachen, neue Ideen entwickeln, mich dabei mitziehen und als Mitstreiter „anstellen“ oder mich auch als „Helfer in der Not“ suchen. Ihre unverfälschte Freude und ihr unbändiger Entdeckungsdrang sind ansteckend und inspirieren auch mich, neugierig zu bleiben. Der Austausch mit den Eltern über die Entwicklung ihrer Kinder ist für mich von unschätzbarem Wert. Die Möglichkeit, sie aktiv in die Betreuung einzubeziehen und gemeinsam für das Wohl der Kinder zu sorgen, schafft eine wertvolle Bindung und Vertrauen. Die Tagesväter leisten einen wichtigen Beitrag zur frühkindlichen Erziehung und Bildung. Die Möglichkeit, die Grundlagen für die Zukunft der Kinder mitzugestalten, ist für mich eine große Verantwortung, aber auch eine erfüllende Aufgabe.
Durch die Freude der Kinder, die Möglichkeit zur Prägung und Unterstützung, die Vielfalt und Kreativität, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und die Bedeutung dieser bedeutsamen Aufgabe für die Gesellschaft, begeistert mich die Arbeit als Tagesvater jeden Tag aufs.
Welche Visionen hast du?
Mein oberstes Ziel ist es, den Kindern eine liebevolle, sichere und unterstützende Umgebung zu bieten, in der sie sich geborgen fühlen und sich frei entfalten können. In der Tagespflege möchten wir ein Zuhause fernab von Zuhause sein, in dem sich die Kinder wohl und akzeptiert fühlen.
Ich strebe danach, die Individualität jedes Kindes zu respektieren und zu fördern. Ich möchte den Kindern Raum geben, ihre Interessen zu entdecken, ihre Kreativität auszuleben und ihre Persönlichkeit zu entfalten, damit sie zu selbstbewussten und eigenständigen Menschen heranwachsen.
Eine enge Zusammenarbeit und offene Kommunikation mit den Eltern sind mir sehr wichtig. Ich strebe danach, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Familien aufzubauen, um gemeinsam für das Wohl und die Entwicklung der Kinder zu sorgen. Eltern sind für mich wichtige Partner in der Erziehung und Betreuung der Kinder.
Ich habe die Vision, den Kindern eine vielseitige und ganzheitliche Bildung zu ermöglichen. Ich möchte sie in ihrer kognitiven, emotionalen, sozialen und motorischen Entwicklung unterstützen und sie auf vielfältige Weise fördern, damit sie ihre Potenziale entfalten können.
Durch meine Arbeit als Tagesvater möchte ich einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben, indem ich dazu beitrage, dass Kinder respektvoll miteinander umgehen, Empathie zeigen und wichtige Werte wie Toleranz, Offenheit und Solidarität leben. Ich glaube fest daran, dass die Erziehung der nächsten Generation entscheidend für eine bessere Zukunft ist.
Insgesamt sind meine Visionen als Tagesvater geprägt von Respekt, Bildung, Zusammenarbeit und dem Wunsch, einen positiven Beitrag zur Entwicklung der Kinder und der Gesellschaft zu leisten.
Wie profitieren Kinder aus deiner Sicht von männlichen Betreuungspersonen?
Männliche Betreuungspersonen bieten den Kindern eine Vielfalt an Rollenmodellen und zeigen unterschiedliche Wege auf, wie man als Mann in der Gesellschaft agieren kann. Dies erweitert den Horizont der Kinder und ermöglicht es ihnen, verschiedene Perspektiven kennenzulernen. Männer haben oft einen etwas anderen Kommunikations- und Interaktionsstil als Frauen, was den Kindern ermöglicht, unterschiedliche Arten der zwischenmenschlichen Beziehungen zu erleben und zu verstehen. Das trägt zur ganzheitlichen, sozialen Entwicklung der Kinder bei. Die Anwesenheit von männlichen Bezugspersonen kann dazu beitragen, das Selbstbewusstsein und die Identität der Kinder zu stärken, insbesondere bei Jungen, die dadurch positive männliche Vorbilder haben. Dies kann ihnen helfen, sich selbst besser zu verstehen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
Männer und Frauen können unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen in die Betreuung einbringen. Die Anwesenheit männlicher Betreuungspersonen kann den Kindern daher eine einzigartige Perspektive bieten und ihnen neue Erfahrungen ermöglichen, welche ihr Weltbild erweitern. Insgesamt profitieren Kinder von männlichen Betreuungspersonen durch die Vielfalt an Rollenmodellen, unterschiedliche Kommunikationsstile, körperliche Aktivitäten, Stärkung des Selbstbewusstseins und der Identität sowie einzigartige Perspektiven und Erfahrungen, die sie auf vielfältige Weise bereichern und fördern können.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten männliche Kindertagespflegepersonen mitbringen?
Männliche Kindertagespflegepersonen sollten über bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen, um ihre Rolle effektiv auszufüllen. Um die Bedürfnisse der ihnen anvertrauten Kinder verstehen und angemessen darauf reagieren zu können, sollten männliche Kindertagespflegepersonen empathisch und sensibel im Umgang mit den Kindern sein.
Da die Betreuung von Kindern mit Herausforderungen verbunden sein kann, ist Geduld und Gelassenheit eine weitere wichtige Eigenschaft, die männliche Betreuungspersonen benötigen, um auch in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und kindgerecht angemessen zu handeln. Eine gute Kommunikation mit den Kindern, ihren Eltern oder anderen Betreuungspersonen ist von großer Bedeutung. Männliche Kindertagespflegepersonen sollten in der Lage sein, sich auf der verbalen und non-verbalen Ebene eindeutig, verständlich und kindgerecht auszudrücken. Kreativität stellt ebenso eine wichtige Komponente dar, um vielfältige Lern- und Spielmöglichkeiten für die Kinder zu schaffen. Des Weiteren erfordert die Arbeit mit Kindern eine gewisse Bereitschaft zur Flexibilität, um spontan auf Veränderungen und Bedürfnisse reagieren zu können.
Die Sicherheit und das Wohlergehen der Kinder stehen an erster Stelle. Um eine sichere und stabile Umgebung gewährleisten zu können, sollten männliche Kindertagespflegepersonen daher verantwortungsbewusst handeln und zuverlässig sein. In der Kindertagespflege ist die Zusammenarbeit mit anderen Bezugspersonen, Eltern und zum Beispiel bei uns als Großtagespflegestelle auch zwischen Fachkräften bzw. Partnern, wichtig. Männliche Kindertagespflegepersonen sollten deshalb teamfähig sein und bereit sein konstruktiv zusammenzuarbeiten.
Was kommt dir bei den Sätzen „Manches geht als Mann besser“ oder „Männer in der Kinderbetreuung sind exotische Pflanzen im Garten voller Frauen“ in den Sinn, wenn du über die Vorteile einer männlichen Kindertagespflegeperson nachdenkst.
Männer in der Kinderbetreuung können eine Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen mitbringen, die eine Bereicherung für die Kinder darstellen. Durch ihre Arbeit können sie neue Impulse setzen und den Horizont erweitern. DiePräsenz männlicher Kindertagespflegepersonen trägt zur Diversität in der Betreuung bei und ermöglicht den Kindern verschiedene Bezugspersonen mit unterschiedlichen Stärken und Fähigkeiten kennenzulernen. Männliche Betreuungspersonen können als positive männliche Vorbilder fungieren, insbesondere für Jungen, die dadurch männliche Rollenmodelle erleben und von ihnen lernen können. Dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und ihre Identität. Männer in der Kinderbetreuung können, wie bei uns im Fall einer Großtagespflege, das Betreuungsteam auf wertvolle Weise ergänzen, indem sie ihre spezifischen Stärken und Fähigkeiten einbringen. Dies schafft eine ausgewogene und vielseitige Betreuungsumgebung für die Kinder.
Die Anwesenheit männlicher Kindertagespflegepersonen trägt zur Förderung von Geschlechtergleichstellung bei, da sie dazu beitragen, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen und die Wertschätzung von männlichen Betreuungspersonen in der Gesellschaft zu stärken. Durch ihre Anwesenheit können sie die Vielfalt, Diversität und Chancengleichheit in der Kinderbetreuung fördern und positive Einflüsse auf die Kinder ausüben.
Ich bin also keine exotische Pflanze im Garten voller Frauen, sondern hoffentlich blühen bald mehr bunte Blumen hier. Und auf dem Land weiß man ja mittlerweile auch, dass ein vielseitiges Blumenbeet langfristig besser wächst als ein Blumenfeld mit nur einer Sorte. Als Mann gelingt mir auch nicht manches besser, sondern eher anders und am besten miteinander.
Danke schön, Sebastian Marx.